Anblicke der Wirklichkeit Gottes Über den Unterschied zwischen göttlicher Wesenheit und göttlichen Energien oder Eigenschaften bei Gregorios Palamas und Ibn Arabī Eine Gegenüberstellung(مقاله علمی وزارت علوم)
Für den byzantinisch-christlichen Theologen und Mystiker Gregorios Palamas, Erzbischof von Thessaloniki und einen der bedeutendsten Vertreter des Hesychasmus , und den islamischen Mystiker und Sufimeister Ibn ʽArabī bezieht sich die Erkenntnis der Wirklichkeit Gottes allein auf die göttlichen Energien oder Eigenschaften und nicht auf die unzugängliche und verborgene Wesenheit Gottes, die alles Sein und damit auch alle Erkenntnis auf unaussprechliche Weise übersteigt. Die göttliche Wesenheit und die göttlichen Energien oder Eigenschaften sind aber nicht voneinander getrennt, sondern innerhalb der göttlichen Wirklichkeit nur unterschieden; und sie bilden trotz dieses Unterschiedes eine unauflösbare Einheit. Diese Lehren vom innergöttlichen Unterschied bilden sowohl bei Gregorios Palamas als auch bei Ibn ʽArabī die Grundlage für ihre mystische Gottesschau. Im Folgenden werden die Grundzüge dieser Lehren dargelegt und einander gegenübergestellt. Die Gegenüberstellung soll vor allem der wechselseitigen Erhellung dienen. Dabei gilt es zu beachten, dass beide Mystiker verschiedenen Religionen und damit verschiedenen Offenbarungskreisen angehören, die hier aber nicht nur äußerlich einander gegenübergestellt werden. Vielmehr geht es darum, den inneren Aufbau der innergöttlichen Unterscheidung zwischen göttlicher Wesenheit und göttlichen Energien oder Eigenschaften von Gregorios Palamas und Ibn ʽArabī in ihrer grundlegenden Bedeutung für die Richtigkeit des geistigen Weges zur Gottesschau mit Blick auf die innere und transzendente Einheit der Religionen aufzuzeigen. Zuvor aber werden einige kurze Angaben über Leben und Werk von Gregorios Palamas und Ibn vorangestellt.